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Am Sonntag den 18.10.2015 findet um 11 Uhr in der Kirche Alt St-Ulrich eine Ausstellungseröffnung statt. Zu diesem Anlass behandeln Künstler aus verschiedenen Bereichen das Thema „….was bleibt….“
Hier ist der Beitrag des Pianisten Alphonse Sauer:

…….Was bleibt……..

Es gibt viele Deutungsansätze zum Thema

Als ich zum ersten Mal mit dem Thema ….was bleibt…. konfrontiert wurde, hatte ich zunächst keine Zweifel, daß damit die Problematik des Sterbens gemeint war.

Schließlich hofft fast jeder, daß etwas bleibt, wenn man mal nicht mehr ist. Viele trösten sich damit, daß es die eigenen Kinder sein mögen, die die Staffel der eigenen Gene weitertragen.

Künstler hoffen vielleicht das ein oder andere Werk zu erschaffen, das möglichst lange nach dem eigenen Ableben noch Aufmerksamkeit findet.

Alle Weltreligionen versuchen zu trösten, daß es ein Leben nach dem Leben gibt.

Aber was ist mit denen, die keine Kinder haben, areligiös sind und auch keine Kunstwerke erschaffen können? Hier mag eventuell die Physik trösten in der Erkenntnis, daß Energie nur umgewandelt und nicht vernichtet werden kann.

Beim zweiten Nachdenken über das Thema „….was bleibt….“ kam mir die Idee über das Erinnern, das Vergessen und über das Lernen im Allgemeinen und das Erlernen eines Musikinstrumentes im besonderen in den Sinn. Hier bin ich also in meinem Metier gelandet.

Als künstlerischer Leiter der Ersten Wiener Klavierschule, die dieses Jahr in Frechen Königsdorf eröffnet wurde, erinnere ich mich besonders gerne an die damals in Wien vielleicht besten Lehrer der Welt, die ich genießen durfte und die eines gemeinsam hatten: sie starteten beim Studium der Meisterwerke immer aus der Hubschrauberperspektive um sich dann mit der Zeit langsam dem Erdboden zu nähern, der in diesem Falle die akustische Realität abblildet.

Wir sprechen also von der Interpretationskunst der Musik alter Meister.

Wenn das Ziel klar ist, werden die Mittel auch klar sein.

Je näher der Künstler dem Konzert ist, desto intensiver wird er am Detail arbeiten bis schließlich jeder Takt aus möglichst allen unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde. Das hilft dann beim Konzert den roten Faden zu behalten (einfach weil man so viel zu tun hat!) ohne den Blick auf das Wesentliche zu verlieren.
Denn es gibt nur eine Chance für den ersten Eindruck, wenn man neu ein Werk einstudiert, und der ist durch die Hubschrauberperspektive die Einbettung des Werkes als Ganzes in den historischen und individuellen Hintergrund des Meisters.

Idealerweise steht am Ende das Loslassen um Eins zu werden mit der Energie des Universums. Voraussetzung dafür ist, daß die ganze Arbeit vorher in Perfektion abgeschlossen wurde.

Erst dann hat man die Chance eine Gnade zu erfahren, die sich so äußert, daß man das Gefühl hat nicht selber zu spielen, sondern gespielt zu werden. Wenn überhaupt, dann geschieht dies nur sehr selten im Leben. Und hat man es einmal erlebt, dann ist man danach hochgradig süchtig und will es wieder erleben. Für mich ist es Teil meiner Motivation zur Arbeit.

Und so sind die 3 Stufen der Meisterschaft:

1. Problem erkennen
2. Lösung finden
3. Lösung automatisieren

Soweit zum Thema „Erlernen“ .

Untersuchen wir „Erinnern“ und „Vergessen“?

Das eine ist positiv, das andere negativ besetzt. Dabei ist beides so wichtig für die Entwicklung. Vergessen kann man nichts was man erlebt oder erlernt hat. Es wird nur woanders abgespeichert, wo es nicht spontan verfügbar und abrufbar ist. Also ist das was wir als Vergessen empfinden, nicht vergessen, sondern archiviert und kommt wieder hervor, wenn wir genug danach kramen. Für den Interpreten, der ein Werk neu einstudieren will ist es geradezu ein Segen sich nicht spontan an alte Versionen samt seiner Fehler zu erinnern. Man weiß zwar „Was“ kommt, aber das „Wie“ erfährt fast immer eine neue Qualität.

Die positiv besetzte „Erinnerung“ birgt hingegen sogar eine große Gefahr, nämlich die Versuchung festzuhalten was man erlent hat. Erinnern an sich ist kein Qualitätskriterium! Man verwendet es gewissermaßen als Modulationsmasse. Wir üben also nicht um etwas zu fixieren, sondern um flexibel genug zu sein für den schöpferischen Augenblick, etwa wie selbst der beste Fussballspieler kein Tor garantieren kann, sondern nur durch intensives Training die Wahrscheinlichkeit dazu erhöhen kann.

Das war also in Kürze ein Nachdenken über Erinnern, Vergessen und ….was bleibt…..oder was soll bleiben bei der professionellen Erarbeitung eines musikalischen Meisterwerkes zB auf dem Klavier.

Lassen Sie mich bitte zum Schluss noch darauf eingehen wie in Wien die Anfänger an ein Instrument herangeführt werden.

Egal ob jung oder alt, eines ist gemeinsam: den intensivsten Eindruck für das Gehirn macht die Emotion. So lasse ich die Schüler von der ersten Klavierstunde an verschiedene Ausdrucksweisen darstellen. Zwar immer mit denselben Noten, höchstens noch mit beiden Händen, weil sie ja noch nicht viel spielen können, aber sie werden dadurch besser verstehen zu was Musik in der Lage ist, nämlich eine nonverbale Kommunikationsebene zu sein in der man Gefühle übermitteln kann.

„Wie soll das gehen“ werden Sie sich vielleicht fragen? Als mich Herr Dr. Sütterlin mit seiner Gattin im Kammermusiksaal der Ersten Wiener Klavierschule besuchte, hatte er mir genau diese Frage gestellt. Ich machte ihm vor was ich meinte und es war sein Wunsch es Ihnen heute genauso zu demonstrieren.

Vorher will ich aber noch erläutern, daß die technischen Details quasi im Vorbeigehen mitgenommen werden, also die Noten, die Fingersätze, die Notenwerte, die Schlüssel, die Artikulation, die Dynamik etc. Es ist wichtig diese Dinge nicht als Hauptsachen zu begreifen. Sie sind quasi nur die Straße auf der wir fahren und werden natürlich korrigiert, wenn sie nicht korrekt wiedergegeben werden, allerdings darf oder sollte sich der Schüler nicht allzusehr darauf focussieren. Viel wichtiger sollte ihm der Ausdruck sein.

Diebsbande

Schon wieder sind die Youtube-Diebe auf Beutejagd. Nahezu jedes Video von mir wird erstmal „beschlagnahmt“ und als Urheberrechtsverletzung angemahnt. Findige und windige Schlaumeier wollen sich auf Kosten anderer bereichern.

Die Tänzerin und Choreographin Petra Vetter über das Körpergedächtnis:

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