Das sporadische Übetagebuch

Der ehemalige Arzt aus Marsberg

(von Pianist und Pädagoge Alphonse Sauer)

Der Weg zur Meisterschaft ist das Üben.
Dabei gibt es, vereinfacht ausgedrückt, 3 Stufen:

Problem erkennen
Problem lösen
Lösung automatisieren

Als Kind oder junger Heranwachsender erkennt man Probleme nicht so sehr, man spielt einfach drauf los. Hat man Glück und einen guten Lehrer, rückt dieser die eigentliche Aufgabe in den Vordergrund ohne es „Problem“ zu nennen, denn er will ja nichts von der Leichtigkeit und Unbekümmertheit des Schülers nehmen. Oftmals habe ich erlebt, daß dabei aber Pädagogen dazu neigen ihre eigenen Komplexe dem Schüler aufzustülpen statt froh zu sein, daß der Schüler davon verschont ist.

Zeigt der Lehrer eine knifflige Spielsituation auf, hat er auch zumeist die Lösung über die Herangehensweise parat.

Diese Lösung wird einige Male praktiziert und schon hat der begabte Schüler die Lösung automatisiert, d.h. er spielt die betreffende Stelle perfekt ohne an die Lösungsdetails denken zu müssen.

Je älter der junge Künstler wird, desto mehr Problembewusstsein entwickelt sich. Ist er begabt und hat vielleicht keinen Lehrer mehr, so kann er selbst auf die Lösungen kommen. Bleibt also noch der Automatisierungsprozess. Dieser fällt mit zunehmenden Alter immer schwerer. Das heisst für diesen Teil der Aufgabe muss umso mehr Zeit aufgewendet werden, je älter man ist.

An dieser Stelle verlieren viele Künstler die Lust und finden sich damit ab „halt schon zu alt“ zu sein und resignieren. Man kann es auch anders sehen: da wo man früher Zeit einsparte muss man heute mehr investieren und da wo man früher nicht weiter wusste ist die Problembewältigung keine große Angelegenheit mehr. Der Pädagoge aber, der nicht mehr praktisch das Resultat der 3 Meisterschaftsstufen demontrieren kann, verstrickt sich immer mehr in innere Widersprüche. Es bleibt einem also nichts anderes übrig als selber permanent zu üben, ob man 50, 60 oder 100 Jahre alt ist.

Ist es Fluch oder Segen? Für den, der gerne bis zum Ableben aktiv sein möchte und für den ein Pflegefalldasein eine Horrovorstellung ist, der freut sich über jeden Tag an dem er Klavierüben darf.

8. März 2016

Bachs Italienisches Konzert ist schwerer als man glauben möchte. Den concerto- grosso -Stil erreicht man mit welchen Mitteln?  Wieviel oder wiewenig Pedal soll ich einsetzen? Wobei wir bei grundsätzlichen Fragen sind.  Authentisch kann Bach auf einem modernen Flügel nie klingen. Wenn ich also einen Konzertflügel aussuche, dann benutze ich auch die Möglichkeiten, die sich mir bieten, also auch die Pedale.

Nun ist die Artikulationsvielfalt ein wesentliches Ausdrucksmittel. Dabei habe ich gelernt, daß man möglichst nie über den Takt binden sollte. Nie? Mir kommen Zweifel! Ich denke Ausnahmen sollten immer drin sein, sonst ist die Musik statisch und ausrechenbar. Ich fühle mich zuerst der Musik verpflichtet, danach dem Komponisten, danach seinem Werk und am Schluss komme ich selber. Denn auch ich fühle mich zu mir selber verpflichtet.

Das Problem der akademischen Ausbildung ist, daß die Institute -ob sie heißen Universität für Musik,  Musikhochschule oder Konservatorium- eingebettet sind in größere Strukturen, nämlich da wo Bewertungen stattfinden. Gibt es Bewertungen, dann gibt es auch Wettbewerb. Aber Musik hat nichts mit Wettbewerb zu tun, sondern ist ein Resultat der Energie des Universums. Also mit wem oder was soll das Universum konkurrieren?

Nostalgische Erinnerungen nach einem Fund in meinen Dokumenten:

 

Nicht nur Amateure und Klavieranfänger profitieren von der Ersten Wiener Klavierschule, auch internationale Pianisten*innen schätzen den Service:

Hier Barbara Garcia aus Brasilien: