Was Klavierspielen bewirken kann

Klug durch Klavierunterricht–PsychologieHeute4-14

Rangar Yogeshwar in Quarks & Co WDR:
Klavierspielen als beste Prophylaxe gegen Demenzerkrankungen
Ranga Yogeshwar in Quarks & Co WDR

An der Universität Zürich lernen 70jährige Klavierspielen obwohl sie vorher noch nie etwas mit Musik zu tun hatten. Ein Instrument in hohem Alter neu zu lernen, glauben die Forscher hier, ist das beste Gehirntraining überhaupt. Sie üben regelmäßig mit ihren Probanten und messen dabei deren Gehirnaktivität.

Prof. Dr. Lutz Jäncke, Neuropsychologisches Institut Universität Zürich:
„Wenn wir Klavier spielen werden eine ganze Reihe von Gehirngebieten in besonderer Art und Weise aktiviviert. Wir brauchen natürlich die Hirngebiete, die für die Kontrolle der Hände von großer Bedeutung sind, dann brauchen wir Hirngebiete, die das was wir hören quasi verarbeiten, wir brauchen die Gedächtnisstrukturen, die wiedererkennen müssen das was wir spielen, dann brauchen wir die Hirnstrukturen die im voraus planen, denn wenn wir gerade spielen müssen wir schon 2,3,4,5 Noten vorausschauend unsere Motorik vorbereiten sozusagen. Also wir haben in gewisser Art und Weise Gewitter im Gehirn, wenn wir musizieren.“

Bereits nach einer Woche Klavierüben beobachten die Forscher Veränderungen im Gehirn. Die Gebiete, die für die Bewegungen der Hände zuständig sind arbeiten effizienter. Andere Studien belegen, daß musizierende Probanten doppelt so gut gegen Altersdemenz geschüzt sind als Probanten die Lesen als Hobby haben.

Prof. Dr. Lutz Jäncke : „Der wichtige Punkt ist, daß wenn Sie selbst Klavier spielen, insbesondere neue Stücke spielen, stimulieren Sie ihr Stirnhirn, oder wie wir das in der Fachsprache sagen die Hirnfrontal kortex. Der muss immer kontrollieren, planend und strukturierend in das Spiel eingreifen. Viele der Tätigkeiten die ältere Leute gerne im vorangeschrittenen Alter nutzen sind sehr automatisierter Natur. Ein klassisches Beispiel ist das Kreuzworträtsel. Und gerade Kreuzworträtsel , die so auf einem mittleren oder niedrigen Niveau angesiedelt sind können auch von älteren Menschen in hohem Alter um 12 Uhr nachts nach 2 Flaschen Rotwein intus noch perfekt gelöst werden.“

Es kommt also vor allem auf das „Wie“ an, nicht nur auf das „Was“ und anspruchsvoll müssen die Tätigkeiten sein, wenn sie das Gehirn jung halten sollen.

Prof. Dr. Lutz Jäncke: „Insofern sollte man auch ältere Menschen ermutigen zu lernen – völlig neue Sachen zu lernen und nicht sagen ich bin jetzt 60, ich geh nicht nochmal auf die Uni oder ich lese jetzt nicht mehr Goethe oder ich lese dieses oder jenes nicht, sondern ganz im Gegenteil: man sollte sich Sachen vornehmen, die man vorher nie gemacht hat und sie wirklich beginnen. Also offen für Neues – das ist der ganze Punkt:“

Das Gehirn wird von neuen, unbekannten Informationen auf Hochtouren gebracht. Neues stimuliert genau die Hirnregionen, die im Alter am stärksten vom Abbau bedroht sind.

Ranga Yogeshwar: „Es ist unglaublich: Musik ist etwas Hochkomplexes! Da muss man sich genau die Fingersätze überlegen, die Phrasierungen und alles das führt dann zu einem Feuerwerk im Gehirn. Und genau das trainiert!“

Doping fürs Gehirn

„Musizieren trainiert aber noch viel mehr, nämlich Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Verfolgen langfristiger Ziele“, behauptet Altenmüller, Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musiker-Medizin an der Musikhochschule Hannover, „also Dinge, die jeder Personalchef schätzt.“ Diese Ansicht teilt auch Hans Günther Bastian, Professor für Musikpädagogik in Frankfurt am Main. Sechs Jahre lang beobachtete er an Berliner Grundschulen musizierende Sechs- bis Zwölfjährige. Die Befunde sind erstaunlich: Musikalisch hoch begabte Kinder sind in der Regel auch sehr intelligent … Musik- und Instrumentalunterricht sowie Ensemblespiel verbesserten zudem soziale Kompetenz, Teamfähigkeit, emotionale Stabilität und Reflexionsfähigkeit.

SPIEGEL Ausgabe 40/2000, Patricia Neis

Quarks & Co: Klavier lernen mit 70
Kreuzworträtsel, Sudoku oder Musizieren: Was hilft am besten gegen den geistigen Abbau?

Neuropsychologen an der Universität Zürich versuchen, das Gehirn alter Menschen auf andere Weise in Schwung zu halten. Sie bringen 70jährigen Klavierspielen bei, obwohl die vorher noch nie etwas mit Musik zu tun hatten. Ein Instrument im hohen Alter neu zu lernen, glauben die Züricher Forscher, ist ein effektives Gehirntraining.

Quarks & Co. (WDR), Ilka aus der Mark,
WDR Quarks & Co, www.wdr.de

Eine Langzeitstudie an sieben Berliner Grundschulen hat nachgewiesen: Eine aktive Beschäftigung mit Musik bei Kindern …
… verbessert die analytischen und kombinatorischen Fähigkeiten,
… schult das Konzentrations- und Reaktionsvermögen,
… führt zu mehr Leistungsbereitschaft, auch in nichtmusikalischen
Bereichen,
… trägt zu größerer Geschicklichkeit und besserer Feinmotorik bei,
… steigert die Kreativität,
… übt einen positiven Einfluß auf das Gefühlsleben und Sozial-
verhalten aus.

Literaturhinweis: Hans G. Bastian. Kinder optimal fördern – mit Musik. Intelligenz, Sozialverhalten und gute Schulleistungen durch Musikerziehung. Atlantis/Schott 2001

Science Shows How Piano Players‘ Brains Are Actually Different From Everybody Elses‘

Piano lessons are sort of like braces. For a few years, everyone’s parents paid a lot of money so their children could contort their bodies (fingers; teeth) and lie about doing something daily that, really, they never did (scales; rubber bands). Both were formative experiences. [mehr …]

Quelle: mic.com

Schon zwanzig Minuten Klavierspiel verändert die Hirnfunktionen –
Das Musizieren verknüpft Gehirnregionen für Bewegung und Hören miteinander

„Wer als Erwachsener das erste Mal in seinem Leben in die Klaviertastatur greift, verändert schon nach wenigen Minuten Übung die elektrischen Verbindungen in seinem Gehirn. Es entsteht ein auf der Kopfhaut messbarer Zusammenschluss zwischen den Bewegungs- und Hörarealen der Hirnoberfläche“, berichten Forscher im Magazin BMC Neuroscience (Ausgabe vom 15. Oktober).

Bild der Wissenschaft, Andreas Wawrzinek, www.wissenschaft.de